Interview zum Thema Youth Employment in der Schweiz mit Danica Ravaioli, Head of Human Resources bei The Adecco Group Switzerland.
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Auf diese Frage gibt es keine abschliessende Antwort, weil enorm viele Faktoren bestimmen, wie die Zukunft der Arbeitswelt aussieht. Eine wichtige Rolle spielt zweifelsohne die Technologie und wie diese sich verändert. Der technologische Fortschritt wird viele Berufe stark verändern oder diese sogar ablösen. Es wird geschätzt, dass sechs von zehn Berufseinsteigern im Jahr 2025 in Berufen arbeiten werden, die es heute noch gar nicht gibt****. Um diese neuen Jobs ausführen zu können, wird man Fähigkeiten brauchen, die es heute vielleicht gar noch nicht gibt. Studien sagen voraus, dass besonders in den Branchen IT, Industrie und Gesundheit viel Potential liegt. Jugendlichen rate ich auf jeden Fall, sich an diesen zukunftsträchtigen Sektoren zu orientieren, sich ständig weiterzubilden sowie an ihren Soft Skills und Sprachkenntnissen zu feilen. Es ist sicher auch eine gute Idee, auf Jobs zu setzen, bei denen sich menschliche Arbeitskraft nur geringfügig durch Roboter ersetzen lässt. Solche wären typischerweise Ärzte und Pflegepersonal, Raumplaner, Elektronikingenieure, Softwareentwickler oder Ingenieurwissenschaftler.
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Sozialkompetenzen und Soft Skills sind in allen Berufsfeldern und Tätigkeiten sehr wichtig, weil sie den Menschen von der Maschine unterscheidet und nicht von einem Computer oder Roboter ersetzt werden können. Entscheidend sind Kompetenzen wie Kreativität, emotionale Intelligenz und Teamfähigkeit. Wer ausserdem «out of the box», d.h. ausserhalb von Konventionen und Standards denkt, hat einen klaren Vorteil gegenüber Mitbewerbern. Bildung ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Weiterbildung ist in dieser sich rasend entwickelnden Welt essentiell. Heute muss man dazu bereit sein, sich ein Leben lang weiterzubilden, um stets auf dem neusten Stand seines Fach-/Arbeitsgebietes zu bleiben.
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Welches sind konkrete Bestrebungen von The Adecco Group, um Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen?
The Adecco Group hat sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene diverse Initiativen und Programme, um jungen Menschen den Berufseinstieg zu ermöglichen oder zu vereinfachen. Unsere grösste Initiative in diesem Bereich ist Way to Work. Nebst dem dass jedes Jahr mehrere Lernende bei uns ihre Berufslehre (oder einen Teil davon) absolvieren, haben wir uns dazu verschrieben, intern möglichst viele Praktikumsplätze, so genannte Internship Opportunities, zu schaffen. Gleichzeitig motivieren wir unsere Kunden, dies ebenfalls zu tun und unterstützen sie in der Praktikantensuche. Zudem organisieren wir mit dem Experience Work Day einen Tag der offenen Tür, an dem Jugendliche einen Tag lang in verschiedene Positionen bei der Adecco Group schnuppern können. Somit lernen sie neue Jobprofile kennen und sehen die Fülle an unterschiedlichen Stellen in einem Unternehmen wie unserem. Der grösste Teil von Way to Work ist unser Projekt CEO for One Month, auf das wir sehr stolz sind. Wir suchen jedes Jahr eine(n) Praktikanten/in auf Geschäftsleitungsstufe. Unser/e CEO für einen Monat begleitet Nicole Burth, CEO von The Adecco Group Switzerland, vier Wochen lang bei sämtlichen Aufgaben und Terminen. So erhält er/sie einen Einblick in den Alltag eines/r Geschäftsführer/in – ein Chance, die man so schnell nicht wieder bekommt und ein echtes Sprungbrett für die eigene Karriere.
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Wie wollen Junge heute arbeiten? Wie verändern sich die Bedürfnisse in Bezug auf die Arbeitsweise künftig?
Durch die «Hyper Connectivity» werden Mitarbeitende immer unabhängiger und wollen selber bestimmen, wann und wo sie arbeiten. Junge Menschen sind mobil und streben internationale Karrieren an. Sie sind in einem volatilen Zeitalter aufgewachsen, d.h. Karrieresicherheit hat für sie einen höheren Stellenwert als Jobsicherheit. Auch die so genannte «Uberisierung» der Arbeit ist ein Phänomen, das immer häufiger zu beobachten ist. Dies bedeutet, dass Arbeitnehmer zunehmend zu Auftragnehmern («Contractors») werden, oft spezialisiert auf einzelne Aufgaben. Temporäre, projektbezogene Einsätze werden immer häufiger, während der Job fürs ganze Leben langsam verschwindet. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man Experte auf seinem Fachgebiet ist. Dies bedingt eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung. Ein Leben lang.
Quellenverweis
** SECO – Die Lage auf dem Arbeitsmarkt 2017
*** Eurostat – Unemployment statistics (data up to August 2017)
**** WEF 2016 – The future of jobs