Schweizer Stellenmarkt
Schweizer Stelleninserate fallen um 20% und liegen damit auf dem Niveau von 2016. Nachfrage nach kommunikativen Mitarbeitenden boomt.
Zürich, 15.4.2021 – Schweizer Stelleninserate sind im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 20% zurückgegangen und liegen auf ähnlichem Niveau wie 2016. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Sozialkompetenzen weiterhin leicht und erreicht einen neuen Höchststand. Dies zeigt die wissenschaftlich fundierte Erhebung des Adecco Group Swiss Job Market Index des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.
Entgegen der zu erwartenden Aufwärtstendenz Anfang des Jahres stagnierte die Zahl der Stellenausschreibungen COVID-bedingt im Vergleich zum Vorquartal (+1%), wobei die Entwicklung in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz mit +8% positiver ausfällt als in der deutschsprachigen Schweiz (-1%). Diese regional unterschiedliche Erholung kann vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die lateinische Schweiz anfangs stärker von der Pandemie betroffen war und der Stellenmarkt dort mit dem ersten Lockdown grössere Einbussen erlitten hatte.
«Mit Anbruch des zweiten Corona-Jahres schreiben die Unternehmen im ersten Quartal 2021 einen Fünftel weniger Stellen aus als im Vorjahr kurz vor dem ersten Lockdown. Gleichzeitig hat sich die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahresmonat nicht erholt. Wer jetzt eine neue Stelle sucht, muss nicht nur fachlich gut gerüstet sein, sondern muss auch entsprechende Sozialkompetenzen mitbringen. Besonders gefragt sind kommunikative Mitarbeitende», erläutert Monica Dell’Anna, CEO der Adecco Gruppe Schweiz.
Spezialfokus Sozialkompetenzen in Schweizer Stelleninseraten
Sozialkompetenzen sind besonders in den Berufen von Handel und Verkauf, Management und Organisation, Finanz und Treuhand sowie im Büro und der Verwaltung gefragt. Über alle Berufe hinweg werden sie in mehr als zwei Dritteln der Stellenausschreibungen verlangt. In vielen Berufen werden sie aber vorausgesetzt und nicht explizit genannt. Dies zeigt sich unter anderem in einem vergleichsweise geringen Anteil verlangter Sozialkompetenzen in Stelleninseraten für Berufe des Unterrichts, der öffentlichen Dienste und der Kultur.
«Lebenslanges Lernen sollte nicht nur berufliche Fachkenntnisse oder technisches Wissen umfassen, sondern auch Sozialkompetenzen. Es lohnt sich, hier zu investieren, denn Sozialkompetenzen gehören zu den sogenannten ‘transferable skills’. Diese sind bei einem Jobwechsel besonders wichtig, da sie unabhängig von der Unternehmenszugehörigkeit einsetzbar sind» empfiehlt Monica Dell’Anna, CEO der Adecco Gruppe Schweiz.
Die meistgefragte Sozialkompetenz: Kommunikationstalent
Es stehen vor allem vier unterschiedliche Typen von Sozialkompetenzen im Vordergrund: «kommunikativ», «kooperativ», «umgänglich» und «durchsetzungsfähig».1
Die meistgefragte Sozialkompetenz: Kommunikationstalent
Es stehen vor allem vier unterschiedliche Typen von Sozialkompetenzen im Vordergrund: «kommunikativ», «kooperativ», «umgänglich» und «durchsetzungsfähig».1
Am stärksten nachgefragt sind aktuell mit einem Anteil von 38% Sozialkompetenzen, die sich zum Typ «kommunikativ» zusammenfassen lassen. Dazu gehören Anforderungen wie «Menschenkenntnis», «Diplomatie», «Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit». Die Wichtigkeit dieser Fähigkeiten zeigt sich auch darin, dass seit 1990 die Nachfrage nach Menschen mit kommunikativen, aber auch mit kooperativen Fähigkeiten am stärksten zugenommen hat . Kommunikationstalent wird häufig für Berufe von Handel und Verkauf (51%), Management und Organisation (51%) sowie von Finanz und Treuhand (48%) genannt. Ebenfalls häufig nachgefragt werden kommunikative Fähigkeiten für Berufe von Büro und Verwaltung (46%) sowie für Gesundheitsberufe (45%).
«Die Kommunikation ist entscheidend, um Transformations- und Digitalisierungsprozesse voranzutreiben. Für eine wirksame Kommunikation sind Einfühlungsvermögen, Vertrauen und eine klare Strategie grundlegend. Deshalb sind empathische Führungskräfte, die ihren Mitarbeitenden einen Vertrauensvorsprung schenken und diese proaktiv fördern und unterstützen in COVID-Zeiten mehr denn je gefragt, wie eine länderübergreifende Adecco Group-Studie zu den Veränderungen in der Arbeitswelt zu COVID-Zeiten zeigt» kommentiert Monica Dell’Anna.
Der zweithäufigste Sozialkompetenz-Typ wird mit der Bezeichnung «kooperativ» versehen und umfasst Eigenschaften wie «Hilfsbereitschaft» oder «Teamfähigkeit». Kooperative Menschen werden in einem Drittel der Inserate nachgefragt (33%). Auf dem dritten Platz mit einem Inserateanteil von 32% finden wir als «umgänglich» umschriebene Personen und auf dem vierten Platz des Sozialkompetenz-Rankings sind mit 21% «durchsetzungsfähige» Mitarbeitende zu finden.
Zweithäufigste Sozialkompetenz: kooperativDer zweithäufigste Sozialkompetenz-Typ wird mit der Bezeichnung «kooperativ» versehen und umfasst Eigenschaften wie «Hilfsbereitschaft» oder «Teamfähigkeit». Kooperative Menschen werden in einem Drittel der Inserate nachgefragt (33%). Kooperationsfähigkeiten werden am häufigsten in Berufen verlangt, wo Sozialkompetenzen im Allgemeinen vergleichsweise eher seltener genannt werden, wie etwa in der Informatik (41%), in Industrie und Transport (37%), Technik und Naturwissenschaften (36%). In Berufen von Bau und Ausbau (31%), wo insgesamt seltener überhaupt Sozialkompetenzen genannt werden, ist diese Anforderung aber der mit Abstand am meisten nachgefragte Typ von Sozialkompetenzen.
Dritthäufigste Sozialkompetenz: umgänglich
In 32% der Inserate wird nach einem dritten Typ von Sozialkompetenzen gefragt, und zwar nach solchen, die unter dem Begriff «umgänglich» zusammengefasst werden können. Von Kandidat/-innen wird beispielsweise erwartet, dass sie «freundlich», «sympathisch», «gewinnend», «umgänglich», «spontan» oder «dienstleistungsorientiert» sind. Der Anteil der Stelleninserate, in denen angenehme oder umgängliche Kandidat/-innen gesucht wurden, nahm in den letzten Jahren wieder leicht zu. Diese Fähigkeiten sind besonders nachgefragt bei Berufen mit einer klaren Dienstleistungsorientierung. Beispielsweise enthalten vor allem Stellenanzeigen für Berufe von Handel und Verkauf (51%), Büro und Verwaltung (46%) sowie Finanz und Treuhand (42%) die Sozialkompetenz «angenehm oder umgänglich». Auch für Gastgewerbeberufe und Berufe der persönlichen Dienstleistungen werden sie häufig nachgefragt (40%) und treten ausserdem innerhalb dieser Berufsgruppen deutlich häufiger auf als andere Sozialkompetenz-Typen.
Vierthäufigste Sozialkompetenz: durchsetzungsfähig
Methoden und Daten
In Zusammenarbeit mit der Adecco Gruppe Schweiz und im Rahmen der aktuellen Job Index Publikation untersucht der Stellenmarkt-Monitor Schweiz des soziologischen Institutes der Universität Zürich, welche KandidatInnenprofile von Unternehmen aktuell gesucht werden. In Stelleninseraten informieren Unternehmen über notwendige und gewünschte Eigenschaften, Fähigkeiten und Kenntnisse zur Ausübung eines Berufes, wobei besonders jene Anforderungen genannt werden, welche (noch) nicht als selbstverständlich gelten (Salvisberg 2006).
Zusätzlich zu Fachkenntnissen oder Berufserfahrung werden Sozialkompetenzen nachgefragt. Für den aktuellen Skillfokus wurden vier Typen von Sozialkompetenzen unterschieden, unter welche eine Reihe von Eigenschaften und Fähigkeiten subsummiert sind, welche die WunschkandidatInnen mitbringen sollen. Unter anderem enthalten sie folgende Begriffe:
- «kommunikativ»: kommunikationsfähig, diplomatisch, sozial, kontaktfreudig, mit unterschiedlichen Menschen umgehen können.
- «kooperativ»: hilfsbereit, kollegial, Teamfähigkeit, Teamplayer, Zusammenarbeit
- «umgänglich»: freundlich, dienstleistungsorientiert, gewinnend, angenehm, Umgangsformen
- «durchsetzungsfähig»: motivierend, souverän, mit Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsgeschick, Verkaufsflair
Den hier präsentierten Resultaten liegen die Job Index Daten (Adecco Group Swiss Job Market Index) für den Zeitraum vom 1. Quartal 2016 bis dem 1. Quartal 2021 zugrunde. Diese Quartalsdaten umfassen zum einen Daten aus den 12 grössten Schweizer Stellenbörsen. Zum anderen basieren sie auf Firmendaten von ca. 1’350 Unternehmenswebseiten, die eine für die Schweiz repräsentative, nach Branche und Unternehmensgrösse geschichtete Stichprobe darstellen. Extrahiert wurden über 5 Jahre zurück die Informationen zu den Sozialkompetenzen aus deutschsprachigen Inseraten, welche sowohl von Unternehmen in der Deutschschweiz wie auch von Unternehmen mit Sitz in der französisch- oder italienischsprachigen Schweiz publiziert wurden.
[1] Salvisberg, Alexander. 2010. Soft Skills auf dem Arbeitsmarkt: Bedeutung und Wandel. Zürich: Seismo.
[2]https://www.movetia.ch/fileadmin/user_upload/1_News/Archiv_2019/Juni_2019/Soft_Skills_werden_bei_der_Stellensuche_immer_wichtiger.pdf