Wachstum der Stellenausschreibungen gestoppt – Nachfragehoch in den Industrie- und Uhrenberufen
Die Ergebnisse des Adecco Group Swiss Job Market Index des 3. Quartals 2022 unterstreichen, dass sich das Wachstum auf dem Stellenmarkt deutlich verlangsamt hat. Im Vergleich zum Vorquartal (Q2 2022) nimmt der Swiss Job Market Index nur um 1% zu und stagniert somit seit dem 1. Quartal 2022 auf hohem Niveau. Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q3 2021) beträgt die Zunahme noch 15%.
"Das Wachstum auf dem Arbeitsmarkt gelangt ins Stocken. Die Post-Corona Aufholjagt scheint vorbei zu sein. Internationale wirtschaftliche Unsicherheiten wirken sich bremsend auf das Stellenwachstum aus, auch in der Schweiz."
Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz
Industrie- und Uhrenberufe erleben Boom nach Krise
Nach drei schwierigen Jahren befindet sich der Stellenmarkt in den Industrie- und Uhrenberufen in einem Hoch. Schon vor der Corona-Pandemie im Winterhalbjahr 2019/2020 konnte auf dem Stellenmarkt für Industrie- und Uhrenberufe ein Rückgang beobachtet werden. Zu diesem Zeitpunkt sah sich insbesondere die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert und kämpfte mit einem Rückgang an Auftragseingängen aufgrund einer schwachen Auslandsnachfrage. Dies führte dazu, dass einzelne Betriebe bereits im Jahr 2019 auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen mussten. Im Sommerhalbjahr 2020 führte die Corona-Pandemie zum nächsten Auftragseinbruch und damit auch zum nächsten Stellenrückgang bei den Industrie- und Uhrenberufe. Das Sommerhalbjahr 2020 markierte für die Berufsgruppe zudem einen seit dem Winterhalbjahr 2014/2015 noch nie beobachteten Index-Tiefpunkt. Die Erholung setzte erst mit den Corona-Lockerungen im Winterhalbjahr 2020/2021 ein und gewann vorwiegend im Sommerhalbjahr 2021 an Schwung. Seither hat sich das Stellenwachstum bei den Industrie- und Uhrenberufe verlangsamt und der Indexwert stabilisiert sich im Sommerhalbjahr 2022 auf einem hohen Niveau.
"Es bereitet mir persönlich eine grosse Freude mitansehen zu können, wie erfolgreich und prosperierend sich das Stellenangebote in den Uhren- und Industrieberufen entwickelt. Entscheidend für die Weiterführung dieses positiven Trends wird sein, wie die Unternehmen in diesen Branchen mit den steigenden Energiepreisen und der sich abkühlenden Weltkonjunktur umgehen werden."
Marcel Keller, Country Head Adecco Schweiz
Positive Entwicklung in allen Berufsgruppen innerhalb der Industrie- und Uhrenberufe
Ein Blick auf die Jahresveränderungen der einzelnen Berufsgruppen innerhalb der Industrie- und Uhrenberufe zeichnet ein deutlich positives Bild. Alle Berufsgruppen konnten von den Nachholeffekten profitieren (+18%). Allen voran die Mechaniker- und Techniker:innen (dazu gehören Berufe wie Mikromechaniker:innen, Polymechaniker:innen, Produktionsmechaniker:innen) mit einer Zunahme von 34% im Vergleich zum Vorjahr.
"Mit dem plötzlichen Anstieg der Nachfrage nach Schweizer Produkten im In- und Ausland, stieg auch die Nachfrage nach Fachpersonal zur Herstellung dieser Produkte. Der Stellenmarkt für Mechaniker- und Techniker:innen hat einen regelrechten Boom erfahren, da letztere nicht nur in der Uhrenindustrie , sondern auch in anderen produzierenden Branchen rege gesucht werden."
Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz
Ebenfalls profitieren konnten im Jahresvergleich die Uhren-, Metall- und Schmuckberufe (+19%), zu denen insbesondere Uhrmacher:innen, Bediener:innen von Anlagen in der Metallerzeugung und -umformung und Schmuckwarenhersteller:innen gehören sowie die Berufsgruppe Produktdesigner- und -tester:innen (+14%), zu welchen Mikrozeichner:innen, Fabrikationskontrolleur:innen und Produktegestalter:innen gehören. Das Schlusslicht bilden die Ingenieur:innen (bspw. Mikrotechnikingenieur:innen, Forschungs- und Entwicklungsingenieur:innen, Maschinenbauingenieur:innen) mit einem Zuwachs von 3%.
"Insbesondere die Uhren-, Metall- und Schmuckberufe konnten vom Boom in der Uhrenindustrie profitieren. So erreichten die Uhrenexporte im Jahr 2021 einen Rekordwert und das Wachstum bei den Uhrenexporten scheint auch im August 2022 anzuhalten. Um mit der anhaltenden hohen Nachfrage nach Schweizer Uhren mitzuhalten, müssen Firmen auch die nötigen Fachkräfte rekrutieren."
Marcel Keller, Country Head Adecco Schweiz
An diesen Fachkräften fehlt es derzeit in der Schweiz. Adecco hat dies erkannt und ein neues Ausbildungsangebot ins Leben gerufen.
"Um dem Mangel an qualifiziertem Personal in der Uhrenindustrie entgegenzuwirken, hat Adecco in Genf die ‘Adecco Watch Academy’ lanciert. Im Rahmen einer 8-tägigen Fachausbildung erhalten Bewerbende, die sich für die Uhrenindustrie begeistern und nach verschiedenen Kriterien ausgewählt werden, die Möglichkeit, ihre Chancen auf verschiedene Stellen in der Uhrenindustrie zu erhöhen."
Tom Vanoirbeek, Leiter Adecco Westschweiz und Tessin