Job Index Q3 2020

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Schweizer Stellenmarkt

Job Index sinkt um 15% im Vergleich zum Vorjahr und wächst um 10% im Vergleich zum von Corona geprägten Vorquartal 

Gesundheitsberufe boomen: +35% seit 2015

 

Zürich, 05. Oktober 2020 – Im 3. Quartal 2020 ist die Zahl der Stellenausschreibungen im Vergleich zum Vorjahr gesamtschweizerisch um 15% gesunken. Dies zeigt die wissenschaftlich fundierte Erhebung des Adecco Group Swiss Job Market Index des Stellenmarkt-Monitors der Universität Zürich. Dabei fiel die Entwicklung des Stellenmarktes gemessen an der Zahl der Stelleninserate in der deutschsprachigen Schweiz mit -15% im Vergleich zum Vorjahr ähnlich wie die der französisch- und italienischsprachigen Schweiz mit -14% aus.

«Der aktuelle Einbruch der Stellenausschreibungen fiel mit -15% im Vergleich zum Vorjahr angesichts der Corona-Pandemie etwas weniger stark aus als noch im Juni 2020 befürchtet wurde.Im Quartalsvergleich stellen wir sogar bereits eine Erholung fest (+10%). Nach einem deutlichen Einbruch im 2. Quartal 2020 von -27% erholt sich der Job Index nun also relativ rasch», erläutert Anna von Ow vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz. «Auf eine zunehmend positivere Entwicklung weisen auch die aktuellen BIP-Zahlen hin, wie die Zwischeneinschätzung einer Expertengruppe des Bundes festhält. Entsprechend wurde weniger Kurzarbeit benötigt als ursprünglich beantragt. Zudem zeigen Auswertungen des SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft), dass sich die Arbeitslosigkeit auf erhöhtem Niveau zu stabilisieren scheint. Dies lässt uns positiv auf die weitere Entwicklung des Stellenmarktes blicken», führt Monica Dell’Anna, CEO der Adecco Gruppe Schweiz, aus.

Im Quartalsfokus: Gesundheitsberufe boomen


Neu informieren wir jedes Quartal zusätzlich über ein Spezialthema. Im aktuellen 3. Quartal 2020 widmen wir uns den Gesundheitsberufen. Dabei fokussieren wir uns auf Berufe der Ärzteschaft, Pflege und medizinischen Praxisassistenz. Ziel des Quartalsfokus ist es, die mittelfristigen Entwicklungen in den Berufen der medizinischen Grundversorgung[1] zu beobachten (Zeitraum 5 Jahre).

Quartalsfokus «Ärzteschaft, Pflegepersonal und medizinische Praxisassistenz»


Berufsgruppe der Ärzteschaft, des Pflegepersonals sowie medizinische Praxisassistent/-innen stark nachgefragt: 35% mehr Stellenausschreibungen als 2015

Die Nachfrage nach Fachpersonen in den Gesundheitsberufen ist seit 2015 um 35% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Anstieg 2020 13% – unter Berücksichtigung der Umstände der Corona-Situation ein hoher Wert. Nach der Einführung der Corona-Schutzmassnahmen im 2. Quartal 2020 ist die Inseratezahl für medizinische Berufe zuerst stark eingebrochen. Zu beachten ist allerdings, dass die Zahl der Stellenausschreibungen kurz vor der Einführung der Corona-Schutzmassnahmen überdurchschnittlich stark stieg (Q4 2019 und Q1 2020). Zudem legten die Stellenausschreibungen auch nach den Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen wieder zu (Q3 2020). «Per 17.3.2020 (bis zum 27.4.2020) wurden die Gesundheitseinrichtungen dazu verpflichtet, auf ‚nicht dringend angezeigte medizinische Eingriffe und Therapien zu verzichten.[2] Dadurch wurde auch die Suche nach medizinischem Personal kurzfristig stark eingeschränkt. Gewisse Behandlungen und Eingriffe sind dadurch weggefallen, andere mussten und müssen nun nachgeholt werden», erläutert Corinne Scheiber, Head of Professional Solutions for Medical & Clinical Experts.

Pflegeberufe und medizinische Praxisassistent/-innen (MPAs) – Entwicklung seit 2015

Die Berufe der Pflege und MPAs sind seit 2015 um 36% gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr haben sie im Corona-Jahr 2020 um 12% zugenommen. Dieser eher moderate Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist hauptsächlich dem starken Einbruch nach Einführung der Corona-Schutzmassnahmen geschuldet. Allerdings haben sich die einzelnen Berufe sehr unterschiedlich entwickelt.

Am stärksten hat seit 2015 der Bedarf an Hilfskräften in der Pflege zugenommen, und zwar um über das Doppelte (120%). Auch Fachpersonen Gesundheit werden zunehmend benötigt; hier hat sich der Indexwert der Inseratezahlen seit 2015 verdoppelt. Ausserdem werden im Vergleich zu 2015 vermehrt Pflegefachpersonen gesucht (+27%).

Im Vorjahresvergleich am stärksten zugenommen haben die Hilfskräfte in der Pflege (39%) sowie die Pflegefachpersonen (16%). «Hier sind die Stelleninserate trotz Einbruch während der Corona-Pandemie übers Jahr verteilt in die Höhe geschnellt, was vor allem auch dem starken Anstieg kurz vor Einführung der Corona-Schutzmassnahmen zuzuschreiben ist. Allerdings ist es auch gut vorstellbar, dass sich Spitäler schon vor deren politischen Umsetzung vorbereitet hatten und sich wappneten, um genügend Personal für den Fall zur Verfügung zu haben, dass sich die Pandemie entsprechend einem Worst-Case-Szenario entwickelt hätte. Dann zeigte sich aber, dass die politisch verordneten Massnahmen die gewünschte Eindämmung der Fallzahlen herbeiführen konnten. Zudem mussten viele Betriebe durch eine umfassende Einschränkung der Behandlungen Kurzarbeit anmelden.», erklärt Corinne Scheiber.

Die Suche nach leitendem Personal und Expert/-innen in der Pflege hat im Vergleich zu 2015 hingegen nur sehr wenig zugenommen (+7%), beziehungsweise ist nach einem moderaten Anstieg nun wieder gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier einen Rückgang von -9%. Die Nachfrage nach medizinischem Praxispersonal ist über die Zeit sogar leicht zurückgegangen (um 8% im Vergleich zu 2015) und nahezu gleichgeblieben im Vergleich zum Vorjahr (+2%). «Hier konnte vermutlich durch Digitalisierung und die Einführung neuer Arbeitsmodelle eine Effizienzsteigerung erzielt werden», kommentiert Corinne Scheiber.

In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Stellenausschreibungen für Ärzteberufe um 32% gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr um 17%. In der Ärzteschaft gibt es seit 2015 unter den leitenden Ärztinnen und Ärzten den stärksten Anstieg, und zwar um 63%. Auch bei den Inseratezahlen für Assistenzärztinnen und -ärzte kann eine Zunahme im Vergleich zum Messstart beobachtet werden, allerdings fällt diese vergleichsweise gering aus (+15%). Die Zahl der Inserate für Fachärztinnen und -ärzte liegt nach einem starken Anstieg vom Jahr 2018 aufs Jahr 2019 aktuell auf einem nur wenig höheren Niveau als 2015 (+6%). Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Personalsuche gemessen an den Inseratezahlen allerdings um 9%. «Die medizinische Versorgung muss angesichts der älter werdenden Bevölkerung und der wachsenden medizinischen Behandlungsmöglichkeiten ausgebaut werden. Deshalb ist es wichtig, Modelle zu schaffen, die den Arztberuf attraktiver machen. Dadurch können auch Personen für diesen Beruf gewonnen oder in diesem Beruf behalten werden, die sich ein ausgeglicheneres Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben wünschen, als es in der Vergangenheit für Ärztinnen und Ärzte üblich war. Die FMH schlägt beispielsweise vor, flexiblere Arbeitszeitmodelle zu schaffen, die es ermöglichen, mit reduziertem Pensum tätig zu sein und so eine bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zu gewährleisten oder etwa länger über den Ruhestand hinaus zu arbeiten. So gibt es beispielsweise für Hausärztinnen und -ärzte immer mehr Möglichkeiten, Teilzeit zu arbeiten, wie ein Beitrag von 10vor10 zeigt, der die Ergebnisse einer Studie des Hausärzte- und Kinderärzteverbandes Schweiz (FME) zeigt», erklärt Corinne Scheiber.

Methoden und Daten

Den hier präsentierten Entwicklungen liegen die Job Index-Daten für den Zeitraum vom 4. Quartal 2014 bis zum 3. Quartal 2020 zugrunde. Diese Quartalsdaten umfassen sowohl Börsendaten aus den 12 grössten Schweizer Stellenbörsen als auch Firmendaten von ca. 1350 Unternehmenswebsites, die eine für die Schweiz repräsentative nach Branche und Unternehmensgrösse geschichtete Stichprobe darstellen.[3]

Berücksichtigt werden die Stelleninserate für verschiedene Berufe der Ärzteschaft, des Pflegepersonals und der medizinischen Praxisassistenz. In der Gruppe der Ärzteschaft finden sich Assistenzärztinnen und -ärzte, praktische Ärztinnen und Ärzte sowie Fachärztinnen und -ärzte, aber auch leitende Ärztinnen und -ärzte. Die Indexwerte für die genannten Berufe wurden zur Sicherstellung genügender Fallzahlen auf Basis von Jahresdaten berechnet, d. h. sie umfassen jeweils vier zusammengefasste Quartale. Um Publikationszeitpunkt und Aktualitätswunsch gerecht zu werden, wurde dazu jeweils das 4. Quartal des Vorjahres mit den ersten drei Quartalen des aktuellen Jahres kombiniert und zu einem Jahreswert zusammengefasst, d. h. der Indexwert für das Jahr 2020 umfasst beispielsweise die ersten drei Quartale 2020 und das letzte Quartal 2019.

[1] Damit ist ein Grossteil der wichtigenBerufe zur Deckung der medizinischen Grundversorgung mit verschiedenen qualifikatorischen Anforderungslevels erfasst.Therapieberufe wie etwa Physiotherapie sowie medizinaltechnische Berufe werden dabei nicht erfasst.

[2] Verordnung 2 über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (COVID-19). (COVID-19-Verordnung 2) vom 13. März 2020 (Stand 17. März 2020) | 818.101.24: (Art. 10a, eingefügt durch Ziff. I der Verordnung 2 vom 16. März 2020, in Kraft seit 17. März 2020 (AS 2020 783)

[3] Bis zum 1. Quartal 2018 wurden auch die Presseinserate erhoben.

Job-Index und BIP: Starke Korrelation

Bedeutung der Presse als Ausschreibungskanal